Anfang des Jahres schneien die Kataloge der Verlage in unseren Laden. Das ist für einen Buchhändler wie Weihnachten. Nicht selten kommen dazu Leseexemplar, auch wenn sich deren Anzahl mittlerweile sehr begrenzt und ich persönlich noch immer lieber ein Buch in Händen halte, als den Tolino (EbookReader) zu bemühen. Einige Leseexemplare haben wir für Sie ausgewält und unsere Gedanken dazu zusammengefasst: Sozusagen als Appetizer für mehr Lesegenuss.

 

Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstands; Salvatore Basile

Das Leben gleicht einer Zugfahrt. Und so ist zu Beginn des Romans der Protagonist Michele Bahnvorsteher eines kleinen italienischen Bahnhofes. Allerdings verlässt er diesen Bahnhof nie. Er ist reiner Beobachter. Täglich fährt der Zug morgens ab und kehrt abends zurück. Dann säubert er die Abteile und sammelt alle zurückgebliebenen Gegenstände ein. Hierbei erahnt er die Zugreisenden, die vorher auf dem Plätzen saßen, riecht noch ihre Gegenwart und betrachtet ihre Abdrücke auf den Sitzen.

Alle verlorenen und vergessenen Gegenstände sammelt er in einem Zimmer seines Bahnhofs. Eines Abends reißt ihn Elena aus seiner Einsamkeit, da sie eine Puppe im Zug liegen ließ, die eine sehr große Bedeutung für ihre Zwillingsschwester hat. Als dann noch das Tagebuch seiner Kindheit im Zug auftaucht, dass seine Mutter mit dem Versprechen_ es zurückzubringen – an einem Tag seiner Kindheit mitnahm und ihn beim Vater zurückließ, begibt sich Michele auf eine ergreifende Zugreise um seine Mutter zu finden.

Ein berührendes Buch – Italien aus dem Zugfenster betrachtet. Dazu einen tollen Primitivo und der Sommer kann kommen.

 

Und jetzt lass uns tanzen; Karin Lambert

Manchmal kommt die Liebe spät und unerwartet. Margaret und Marcel könnten unterschiedlicher nicht sein, doch beide haben ihre Lebenspartner verloren und während die eine Ehe eher Pflicht und ein Korsett des Alltags war, war die andere Ehe, die große Liebe. Beide treffen sich in einer Kur und stellen überrascht fest, dass sie über die gleichen Dinge lachen.

Die Autorin lebt zwar in Brüssel, doch der Schreibstil ist typisch französisch. Leicht mit einem Hauch von Melancholie. Schön zu lesen und wie ein Kurzurlaub in Frankreich. Dazu sehr zu empfehlen: ein schönes Glas Chardonnay. Fruchtig, einen Hauch blumig und dennoch frisch und spritzig.

 

Den Mund voll ungesagter Dinge; Anne Freytag

17 Jahre und kurz vor dem Abitur – da ist natürlich nichts schlimmer als ein Umzug von Hamburg nach München. Ein sehr ehrliches und einfühlsames Jugendbuch, das sich nicht nur für Jugendliche spannend liest, sondern auch mir einen verregneten Sonntag versüßte.

Der Inhalt:

Wenn Sophie es sich aussuchen könnte, wäre ihr Leben simpel. Aber das ist es nicht. Und das war es auch nie. Das fängt damit an, dass ihre Mutter sie direkt nach der Geburt im Stich gelassen hat. Und endet damit, dass Sophies Vater plötzlich beschließt, mit seiner Tochter zu seiner Freundin nach München zu ziehen. Alle sind glücklich. Bis auf Sophie.

Was hat es bloß mit dieser verdammten Liebe auf sich? Sophie selbst war noch nie verliebt. Klar gab es Jungs, einsam ist sie trotzdem. Bis sie in der neuen Stadt auf Alex trifft. Das Nachbarsmädchen mit der kleinen Lücke zwischen den Zähnen, den grünen Augen und dem ansteckenden Lachen. Zum ersten Mal lässt sich Sophie voll und ganz auf einen anderen Menschen ein. Und plötzlich ist das Leben neu und aufregend. Bis ein Kuss alles verändert.

Absolut für alle über 15 Jahre lesenswert.