Literatursalon "Erste Seite"

Wie auch immer die ersten Sätze der ersten Seite beginnt, wir tauchen direkt in eine Welt voller Fantasie, Magie oder Spannung ein. Die ersten Seiten eines Buches entscheiden meist schon für den Leser über Top oder Flop. Wir raten jedem buch-fan sich nicht am Anfang eines Buches eine Meinung zu bilden, sondern dem Buch eine wirkliche Chance zu geben. Die meisten Autoren/innen steigern sich im Verlauf der Erzählung ungemein. In diesem Literatursalon haben wir nicht nur die ersten Seiten vorgetragen, sondern zusätzlich einen kleinen Ausblick auf den weiteren Verlauf gegeben.

Wer also bei uns die Bücherregale nach einem neuen Lieblingsbuch durchforstet, wird bestimmt feststellen, dass nicht unbedingt die ersten Zeilen entscheidend sind, sondern dies nur der erste Ansatz für eine tolle, spannende, phantasievolle, liebende oder tragische Geschichte ist und es sich definitiv lohnt weiterzulesen.

 

tod auf der tageskarte

Christian Mähr – Tod auf der Tageskarte

Autor:
Christian Mähr wurde 1952 in Nofels bei Feldkirch (Vorarlberg) geboren und lebt heute in Dornbirn. Er ist Autor, Bienenzüchter und Doktor der Chemie und langjähriger freier Mitarbeiter des ORF für die Redaktion Wissenschaft und Umwelt. Werke (u. a.): Magister Dorn (1987), Fatous Staub (1991), Simon fliegt (1998), Die letzte Insel (2001), Vergessene Erfindungen. Warum fährt die Natronlok nicht mehr? (2002), Von Alkohol bis Zucker (2010) und bei Deuticke die Romane Semmlers Deal (2008), Alles Fleisch ist Gras (2010), Das unsagbar Gute (2011) und Knochen Kochen (2015). (Hanser Verlag)

Inhalt:
Matthäus Spielberger, der Wirt der "Blauen Traube" in Dornbirn, hat einen Traum, in dem zwei Männer eine nackte Leiche von der Brücke über die Rappenlochschlucht werfen. Er erzählt seiner Stammtischrunde davon, zu der der cholerische Holzschnitzer Lothar Moosmann, der pensionierte Chemieprofessor Lukas Peratoner und der verhinderte Bariton Franz-Josef Blum gehören. Sie überreden ihn, gemeinsam zur Schlucht zu fahren, um nachzuforschen. Auf dem Weg begegnet ihnen jemand, den Matthäus erkennt: Es ist einer der Männer aus seinem Traum. Die Freunde verstricken sich tiefer in den Fall, bis es in einem abgelegenen Tal schließlich zur finalen Auseinandersetzung kommt.

Rezension:
Ein Krimi mit bösartigem Witz und skurrilen und oft auch illegalen Methoden. Die Stammtischbrüder rutschen in ein dunkles Abenteuer mit gefährlichen Verstrickungen. Selbst ein Geheimdienst und eine obskure Organisation darf nicht fehlen. Das Stammtischquartett muss unter anderem den Weltfrieden retten. Ein herrlich abgründiges Lesevergnügen mit viel Schmäh für nicht zu zartbesaitete Leser.


kommt ein pferdDavid Grossmann – Kommt ein Pferd in die Bar

Autor:
David Grossman wurde 1954 in Jerusalem geboren und gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern der israelischen Gegenwartsliteratur. 2008 erhielt er den Geschwister-Scholl-Preis, 2010 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Bei Hanser erschienen zuletzt Diesen Krieg kann keiner gewinnen (2003), Das Gedächtnis der Haut (2004), Die Kraft zur Korrektur (2008), Eine Frau flieht vor einer Nachricht (Roman, 2009), Die Umarmung (2012), Aus der Zeit fallen (2013), Kommt ein Pferd in die Bar (Roman, 2016) und Die Sonnenprinzessin (2016). (Hanser Verlag)

Inhalt:
Für eine gute Pointe gab Dovele Grinstein schon immer alles. Als Kind lief er oft auf den Händen. Er tat das, um seine Mutter zum Lachen zu bringen und damit ihm keiner ins Gesicht schlug. Heute steht er ein letztes Mal in einer Kleinstadt in Israel auf der Bühne. Er hat seinen Jugendfreund, einen pensionierten Richter, eingeladen. Im Laufe des Abends erzählt der Comedian zwischen vielen Witzen eine tragische Geschichte aus seiner Jugend. Es geht um Freundschaft und Familie, Liebe, Verrat und eine sehr persönliche Abrechnung auf dem Weg zu einer Beerdigung. Dem Kleinstadtpublikum ist das Lachen vergangen.

Rezension:
Ein ergreifender, trauriger und grausam komischer Roman, der hinter der Comic das Elend seines Helden erzählt. Die Geschichte eines Comedian wider Willen, der als Kind seine vom Holocaust traumatisierte Mutter aufheitern muss. Eine Geschichte über Verrat, Gleichgültigkeit, Feigheit, Schuld, Reue, Freundschaft und Verzeihen. Ein großartiges Buch, atemberaubend und fesselnd bis zum Schluss.


auf nullCatharina Junk – Auf Null


Autor:
Catharina Junk, 1973 in Bremen geboren, studierte Deutsche Sprache und Literatur, Psychologie und Volkskunde an der Universität Hamburg (M.A.), arbeitete mehrere Jahre als Redakteurin für Fernsehserien und Reihen beim NDR und ist seit 2008 selbständige Drehbuchautorin für Film und Fernsehen. "Auf Null" ist ihr erster Roman. 2014 erhielt Catharina Junk für eine frühe Fassung von "Auf Null" den Hamburger Förderpreis für Literatur. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Hamburg. (Lovelybooks)

Inhalt:
"Vielleicht ja, vielleicht nein. Lasst euch überraschen."
Gesund – aber nicht geheilt. Das ist Ninas Diagnose nach überstandener Leukämie.
Für die Zwanzigjährige klingt das wie: Freu dich bloß nicht zu früh. Ohnehin hat die Krankheit alles verändert. Mit ihrer besten Freundin Bahar ist sie zerstritten, ihr Bruder ist streng gläubig geworden, und Nina würde eher einem Hütchenspieler vertrauen als ihrem eigenen Körper. Dann lernt Nina Erik kennen und ist schneller in ihn verliebt, als ihre Angst vor einem Rückfall es erlaubt. Aber wie soll Liebe funktionieren, wenn einem der Mut zum Leben fehlt?
Nina weiß nicht, wie es weitergeht nach dem Krankenhaus. Ein Jahr war sie dort und in Rückblicken erfährt man, wie es war. Es war ein Jahr voller Chemos, Bluttransfusionen, Schmerzen, Kotzen, Krankenhausfraß und van Gogh-Kunstdrucken an den Wänden. Nina beschließt: "Ab jetzt möglichst ein Leben ohne van Gogh".Sie kehrt nach Hause zurück, ins alte Leben, das ja irgendwie nicht mehr das alte ist. Trifft wieder Freunde, verliebt sich. Und trotzdem: Jeden schönen Moment macht Nina sofort kaputt, zerstört rotzig-witzig jede Annäherung. Zum Beispiel mit Kommentaren wie: "Brauchst du ein bestimmtes Ambiente für das Gespräch? Soll ich den Spielmannszug anrufen?" "Sie möchte die Menschen auf Abstand halten und ihnen nicht zu nahe kommen. Weil sie immer noch befürchtet, wieder krank zu werden und sie möchte auch den anderen den Abschied von ihr möglichst leicht machen“

Rezension:
Ein mitreißender und lebensbejahender Roman, manchmal traurig aber immer fesselnd und trotz allem positiv. Ein Debütroman, der unbedingt gelesen werden sollte.

 


hier koennen sieFrederic Zwicker – Hier können sie im Kreis gehen


Autor:
Frédéric Zwicker, wurde 1983 in Lausanne geboren und wuchs in Rapperswil-Jona am Zürichsee auf, wo er heute wieder lebt. Während seines Studiums der Germanistik, Geschichte und Philosophie trat er regelmäßig an Poetry Slams auf. 2006 gründete er mit dem Jazzmusiker Matthias Tschopp die Band Knuts Koffer, die seine Texte musikalisch umsetzt. Zwicker arbeitete als Werbetexter, Journalist, Pointenschreiber für die Satiresendung Giacobbo/Müller, als Moderator von Lesungen, Musiklehrer und Leiter von Literaturworkshops an Schulen. Während einer Afrikareise schrieb er für die Zeitung Südostschweiz den Blog „Zu Tee bei Mutter Afrika“. Neben seinen Auftritten arbeitet Zwicker heute für die Kulturzeitschrift Saiten.

Inhalt:
Im Alter von 91 Jahren kommt der demente Witwer Johannes Kehr nach dem Tod seiner Frau und dem Suizid seines Sohnes ins Pflegeheim. Nur: Seine Demenz ist vorgetäuscht. Im Heim hofft Kehr, seine Ruhe zu finden. Aber so einfach ist es nicht. Er beobachtet die schrulligen, nicht selten aggressiven Mitbewohner und die Nachlässigkeit der Pfleger. Seine vorgetäuschte Demenz nutzt er, um Desserts zu stehlen und Gehhilfen unliebsamer Nachbarn zu verstecken. Bald aber wird seine Schauspielerei anspruchsvoller; je vertrauter ihm das Heim wird, desto größer ist die Gefahr einer Enttarnung. Als zufällig seine Jugendliebe Annemarie auftaucht, flackert die alte Zuneigung erneut auf. Ein literarisch feinfühliges Debüt, beobachtungsstark und intensiv.

Rezension:
Ein beeindruckendes Debüt über Erinnerung und Vergessen, über das Alter und die Liebe. Feinfühlig, beobachtungsstark und intensiv, aber mit feinem Witz und großer Melancholie erzählt Zwicker von einer letzten großen Rebellion. Eine Hommage an das Alter und das Altern mit der richtige Balance zwischen Tragik und Komik.


die frau des zoodirektorsDiane Acerman – Die Frau des Zoodirektors


Autor:
Diane Ackerman, geboren am 7. Oktober 1948 in Waukegan, Illinois, ist eine US-amerikanische Schriftstellerin und Lyrikerin. In Bezug auf ihre Bücher über Naturgeschichte lässt sich ihr Stil am besten beschreiben als eine Mischung von Dichtung, Erzählung und Populärwissenschaft. Sie unterrichtete an verschiedenen Universitäten einschließlich der Columbia University und der Cornell University. Ihre Essays erscheinen regelmäßig in angesehenen Zeitschriften.

Inhalt:
Eine wahre Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg
Während der Zweite Weltkrieg tobt, wird der Warschauer Zoo Schauplatz einer dramatischen Rettungsaktion, die über 300 Juden vor dem sicheren Tod bewahrt. Als Jan und Antonina Żabiński, der Zoodirektor und seine Frau, mitansehen, wie die Nazis in Polen einmarschieren, ist ihr Entsetzen groß. Die jüdische Bevölkerung wird im Warschauer Ghetto zusammengepfercht. Zeitgleich beginnen die Nazis den Zoo für ihre Zwecke zu nutzen, um ausgestorbene Tierarten rück zu züchten. Als die Nazis den brachliegenden Zoo verlassen, nutzen die Żabińskis die Situation und schmuggeln Juden aus dem Warschauer Ghetto auf das Zoogelände, wo sie die Todgeweihten in den leeren Tierkäfigen verstecken. Sie retten damit über 300 Menschen das Leben.

Rezension:
Eine Geschichte, die einen absolut in ihren Bann zieht und gefangen nimmt. Sie rührt einen zu Tränen und lässt uns an Einzelschicksalen teilhaben. Dieses Buch ist durchaus vergleichbar mit Schindlers Liste. Wunderbar erzählt, ein Buch, an dem sie nicht vorbeigehen sollten.