Gegensätze in Gedichtform

Lesung Im Rahmen der Reihe „Literatursalon“ des BücherRegals lasen Heidi Hahn und Jeanette Tamms aus ihren Gedichten.

Seit rund zwei Jahren veranstaltet die Bopfinger Buchhandlung „BücherRegal“ monatliche Literatursalons. Am Montagabend fand die Reihe mit einem Lyrikabend im Soler des Bopfnger Rathauses seine Fortsetzung.

„Zwei unterschiedliche Formen von Lyrik, ein spannendes Duett“, das versprach Organisatorin Christiane Köhn-Ladenburger, die sich mit den Autorinnen Heidi Hahn und Jeanette Tamms freute. Sie freute sich, dass es in Bopfingen auch ein Publikum für Lyrik gebe.

Allerdings war dieses recht klein. Ein intimer Rahmen für einen unterhaltsamen Abend, den Heidi Hahn mit Gedichten aus ihrem Buch „Mann o(h) Mann“ höchst amüsant eröffnete.
„Es reimt sich, aber Lyrik ist es nicht.“ Diese Feststellung war der früheren Redakteurin und Autorin mehreren Bücher, die in Bopfingen aufgewachsen ist, wichtig. Die Entstehung des Gedichtbandes, einer Ansammlung von 42 Männertypen, schildert die 52-Jährige als 30 Jahre währenden Entwicklungsprozess. „Bei mir kriegen die Männer ihr Fett weg, aber auch die Frauen, die diese Männer kriegen.“

In geschliffenster Sprache, voll Wortwitz, ironisch, pointiert und doch auch mit tiefenpsychologischen Ansätzen lässt sie ihr schmunzelndes und nicht selten zustimmend nickendes Publikum an ihren Typbeschreibungen teilhaben.

„Kennen Sie auch so jemanden?“ Ein Beziehungsratgeber? Viel mehr eine augenzwinkernde Warnung sich auf eine solche einzulassen. Besser nicht mit dem „Fels in der Brandung“ einem Übermann, den eigentlich jede will, der Frau aber meist recht klein aussehen lässt, auch nicht mit dem Fernsehglotzer schlichten Gemütes, dem Ekel oder dem Star. Auch am Proleten, dem Abenteurer und dem Softie lässt Heidi Hahn mit süffisantem Lächeln kaum ein gutes Haar, führt mit scharfer Zunge und ebensolchem Intellekt die charakterlichen Schwächen des Sportlers und des Machos vor Augen. Ihr Fazit „Den perfekten Mann gibt es nicht.“

Ganz anders als Hahn, die in ihren Gedichten mit viel Humor den Blick auf ihre Umgebung richtet (darunter auch auf Unterbauchfalten) ist für Jeanette Tamms aus Aalen das Dichten, wie sie selbst sagte, ihre Form die vielen Höhen und Tiefen des eigenen Lebens zu verarbeiten. Sie dichtet aus sich selbst heraus. Ihre Themen sind Gefühle. Sie reimt über Zufriedenheit, Lektionen des Lebens, über Demut und Schmerz, fühlt sich aber auch „von Liebe getragen“.

Selbst die kleinen Dinge des Lebens, die Faulheit, ein Zahn oder Buchstabensalat sind ihr ein Gedicht wert, ebenso wie die Natur, wie ein schöner Sonnenaufgang beispielsweise oder der Baum in ihrem Garten.

Die 64-Jährige, die die befreiende Wirkung des Schreibens Anfang der 90er Jahre für sich entdeckte, liest aus ihrem ersten Gedichtband, trägt aber auch neuere Gedichte vor, die in einem zweiten Band erscheinen sollen. Jeanette Tamms Sprache ist schlicht, trifft jedoch oft den Kern der Dinge und berührt ihre Zuhörer. Der Titel ihres Gedichtbands heißt „Eigentlich wollt ich gar nichts sagen“.

Quelle: © Schwäbische Post 18.10.2016 17:54 | Gabriele Neumeyer